Villen des Wahnsinns 2 (Mansions of Madness 2)

Worker Placement, Aufbauspiele und andere "Eurogames" sowie klassischere Brett- Würfel- und Kartenspiele
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Tamanegi
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Villen des Wahnsinns 2 (Mansions of Madness 2)

Beitrag von Tamanegi » So 18. Jun 2017, 22:05

Gestern haben wir diesen Arkham Horror-Ableger endlich mal gespielt und ich dachte mir, da nicht jeder, den das Spiel interessieren könnte dabei war, dass ich mal etwas darüber schreibe.

Das Spielmaterial sieht erstmal sehr ähnlich aus wie im ersten Teil. So ziemlich alles scheint auch mit den alten Regeln benutzbar zu sein und es liegt auch ein Conversion Pack bei - ob dies Teil 1 für Teil 2 nutzbar machen soll oder umgekehrt ist ungewiss, da wir es nicht genauer angeschaut haben.

Der größte Unterschied liegt darin, dass es keinen Spielleiter mehr gibt. Diese undankbare Rolle wird nun von einer sehr einfach zu bedienenden App übernommen, die man sich auf sein Smartphone, Tablet oder seinen Emulator lädt. Man sucht sich ein Szenario aus, woraufhin die App verschiedene Charaktere (diese scheinen zumindest in der Einsteigermission vorgegeben zu sein, aber mit etwas Auswahl) und zufällige Startausrüstung anzeigt, die man sich zurechtlegt. Dann folgt ein Flavor-Prolog, der von der App als Text angezeigt wird und auch eingesprochen ist. Dabei sollte man aber genau hinhören, denn einerseits lebt das Spiel natürlich von der Atmosphäre, andererseits können hier wichtige Hinweise versteckt sein, was zu tun ist.

Nun präsentiert die App den ersten Raum und beschreibt ähnlich wie bei einem Rollenspiel interessante Stellen. Man legt den Raum auf den Tisch und markiert diese Stellen mit entsprechenden Markern.

Die wichtigsten Marker sind Untersuchungsmarker, Interaktionsmarker und Erkundungsmarker. Erstere sind praktisch in jedem Raum vorhanden, oft mehrfach, und stellen Papiere, Schränke und andere Quellen von Gegenständen und Informationen dar. Interaktionsmarker sind eher selten und stellen konkrete Handlungen dar, etwa eine Kurbel, an der man dreht oder bestimmte Aufgaben, die zu erfüllen sind. Erkundungsmarker befinden sich normalerweise an den Durchgängen und decken bei Benutzungen mehr vom Spielplan auf.
Wenn NPCs in Form von Personenmarkern anwesend sind kann man mit diesen ebenfalls interagieren.

Wenn die Spieler an der Reihe sind, können sie in beliebiger Reihenfolge agieren. Jeder Spieler hat zwei Aktionen, die er beliebig nutzen kann. Einen Marker aktivieren kostet eine Aktion, bei Erkundung kann man sich normalerweise direkt danach auch ein Feld in den neuen Raum hineinbewegen. Andere Aktionen sind Angreifen, Gegenstände tauschen und sich Bewegen (normalerweise 2 Felder).

Findet man Gegenstände, sagt einem die App ganz genau, was man gefunden hat. Zumindest im Anfängerszenario haben wir nie einen Gegenstand blind vom Stapel gezogen. Ebenso laufen alle gescripteten und ungescripteten Ereignisse, Kämpfe und Monsteraktionen über die App ab. Man selbst trifft nur noch Entscheidungen und Würfelt seine Proben.

Proben werden auf einen von 6 (7? 8?) Werten gewürfelt, indem man die entsprechende Anzahl an Spezial-W8 nimmt. Drei Seiten sind Ältere Zeichen (Erfolg), zwei sind Lupen (können für je 1 Hinweismarker in Erfolge verwandelt werden) und die restlichen drei Seiten sind leer. Die Folgen von geschafften oder vermasselten Tests stehen entweder direkt dabei, oder man gibt die Anzahl der Erfolge in die App ein, die danach je nachdem wie gut die Probe gelungen ist die Folgen bekanntgibt.
Die bekannten Schieberätsel gibt es weiterhin. Natürlich laufen diese auch in der App ab, wobei die Variante "Mastermind" hinzugekommen ist.

Das Schadenssystem ist sehr interessant. Wie üblich ist Schaden in Horror und körperlichen Schaden aufgeteilt. Statt einfach nur zu zählen bekommt man jedoch Karten, die besondere Effekte haben können. Ab und zu erhält man diese Karten verdeckt - sie haben dann erst einen Effekt, wenn ein anderer Effekt sie aufdeckt. Hat man keine verdeckten Karten, hat man in dem Fall Glück gehabt. So ist es dem Spiel möglich, Schaden zu verteilen, der nur bereits verletzte/halb wahnsinnige Charaktere betrifft.

Die Regeln sind sehr übersichtlich in einem stichwortsortierten Kurzregelwerk zusammengefasst. Wir konnten praktisch ohne Regeln zu lesen losspielen und haben Begriffe nachgeschlagen, wenn wir sie brauchten. Dabei haben wir zwar ein paar Details übersehen, die uns erst später auffielen, aber im Prinzip sind wir jetzt nach einer einzigen Partie regelfest.

Auch wenn das Spiel lange dauert, geht es flott. Dadurch, dass die App einem alles erklärt und Stück für Stück durch das Abenteuer führt verliert man nie den Überblick, was gerade zu tun ist. Da im Gegensatz zum 1. Spiel keiner der Spieler als Böser bei Laune gehalten werden muss, fallen auch scheinbar zufällig und endlos erscheinende Monster flach. Jeder einzelne Gegner machte den Eindruck, wirklich dort hinzugehören, und diverse Hinweise im Flavortext ergaben eine stimmige Geschichte und gaben auch Tips für Entscheidungen, die getroffen werden mussten.

Für das Spiel sollte man definitiv Zeit mitbringen und vorzugsweise die einzige Spielrunde im Raum sein, da es wie gesagt von der Atmosphäre lebt. Das tut es allerdings sehr gut.

Kurz gesagt: Ich kann es kaum erwarten, die nächste Runde zu spielen!
LΓ"$",8

SKGBigfoot
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Re: Villen des Wahnsinns 2 (Mansions of Madness 2)

Beitrag von SKGBigfoot » Di 26. Sep 2017, 16:17

Sehr schön geschrieben, Danke Claudio

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